(Truth: The First Casualty of War (and Photography))
Die digitale Fotografie präsentiert sich eigentlich ziemlich genau so, wie die Fotografie, die wir schon seit 160 Jahren kennen und wir begegnen ihr mit ähnlichen Erwartungen: Wir sehen Fotografie als ein Medium der Tatsachen, das die Wahrheit abbildet durch so einfache Funktionen wie „Zeuge“ und „Beweis“. Aber mit der Entwicklung der digitalen Prozesse hat sich das Medium gewandelt. Wo das traditionelle analoge Bild zeigt, was der Fotograf gesehen hat, repräsentiert das digitale Bild hingegen, was der Computer in jeder Kamera glaubt, was wir sehen möchten. Das moderne Foto ist das Produkt eines computergenerierten Algorithmus und der Einfall von Licht auf eine fotoempfindliche Oberfläche ist nicht mehr das Ende des Prozesses, sondern der Anfang. Somit haben wir gelernt, den digitalen Prozess zu fürchten, aufgrund seiner Fähigkeit zu verzerren und zu täuschen. Aber wir haben nicht gelernt ihn zu lieben, für die zusätzliche Vielfalt, die er bietet. Unser Verständnis reicht nur soweit, dass wir wissen, dass Pixel manipuliert werden können, und wir haben noch nicht damit angefangen die Folgen der Arbeit mit dem komplexen Wissenssystem, das in jedem digitalen Bild steckt, zu erkennen. Ein digitales Bild in dasselbe konzeptuelle Umfeld einzupassen, das uns geholfen hat, ein analoges Bild zu verstehen, ist, als würde man Wasser in einem geflochtenen Korb transportieren. Der Korb mag zwar wie ein Wassereimer aussehen, aber es ist einfach die falsche Struktur für die Aufgabe und wir verlieren alle Vorteile des alten Prozesses und verweigern uns den Chancen des neuen. Fakten und Wahrheiten sind im Bild keine Einheit mehr und es ist an der Zeit, diese „Scheidung“ selbstbewusst öffentlich zu machen.