(The Invisibility of the Frame. On the Politics of Images in Photojournalism)
Der Vortrag beschäftigt sich mit fotografischen Repräsentationen und ihr Verwoben-Sein in Prozesse von Ethik und Politik. Hierfür hinterfragt der Vortrag aktuelle journalistische Bildproduktionen und zeigt, dass noch die scheinbar authentischsten Fotografien eingebunden sind in Bildpolitiken und Funktionsweisen von Macht, die an der Eingrenzung des Feldes der Repräsentierbarkeit selbst arbeiten. Fotografie erweist sich als ein performativer Akt, der die Ereignisse nicht nur abzubilden und zu vermitteln sucht, sondern sie im Bild überhaupt erst herstellt und mit Bedeutung anreichert. Für diese Mechanismen ist die Frage der Grenzziehung zwischen sichtbar und unsichtbar im Feld der Repräsentation ebenso zentral wie die strukturierende Funktion des ‚Rahmens‘. Denn Bedeutung im Feld der Repräsentation konstituiert sich über das im Rahmen Sichtbare hinaus. Genauso wie sich jedes Bild im Kontext bereits existierender Bilder und Ikonografien bewegt und auf diese explizit oder implizit rekurriert, ist die Rezeptionsgeschichte von Bildern Teil ihres Bedeutungsumfeldes. Der Rahmen grenzt ein und schließt aus. Aber auch das, was außerhalb des Rahmens bleibt, innerhalb dessen Repräsentation sichtbar wird, ist Teil des Bedeutungsfeldes.
Dabei bildet das, was der Rahmen ausgrenzt, den nicht thematisierten Hintergrund des Dargestellten, gehört aber zu dessen nicht sichtbarer Organisationsstruktur. Das heißt auch, das Unsichtbare ist immer Teil des Feldes der Repräsentation, aber die Ausgrenzungsmechanismen vollziehen sich in der Regel, ohne sichtbare Spuren zu hinterlassen. Daher sehen sich die Betrachtenden mit einer vermeintlich unmittelbaren Abbildung der Realität im fotografischen Bild konfrontiert. Der gerade im klassischen Fotojournalismus vorherrschende Glaube an das fotografische Wirklichkeitsversprechen gründet sich auf diese Unsichtbarkeit des Rahmens. Der Vortrag stellt daher die Frage, inwiefern aktuelle fotografische Bildproduktionen am Rahmen und einer Verschiebung der Grenze zwischen Eingegrenztem und Ausgegrenztem, Sichtbarem und Unsichtbarem arbeiten können, um so eine kritische Prüfung der Beschränkung, die über die Deutung der Wirklichkeit verhängt wurde, einzuleiten.